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Montag, 30. April 2018

Helle Aprilnacht





Helle Aprilnacht -
hörbar streichen sich Winde
kalt übers Fenster





(Bright April night - / noticeably winds stroke cold / across the window)

 Horst Ludwig




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Helle Nacht

Weich küßt die Zweige
der weiße Mond;
ein Flüstern wohnt
im Laub, als neige,
als schweige sich der Hain zur Ruh-
Geliebte du.

Der Weiher ruht,
und die Weide schimmert.
Ihr Schatten flimmert
in seiner Flut,
und der Wind weint in den Bäumen.
Wir träumen....träumen.

Die Weiden leuchten
Beruhigung;
die Niederung
hebt bleich den feuchten
Schleier hin zum Himmelssaum -
oh hin - oh Traum.

Paul Verlaine (1844-1896)

Sonntag, 29. April 2018

Frühlingserwachen






Frühlingserwachen 
 auch der Nachbar
grüßt wieder






(spring awakening / also the neighbor / greets again)

Horst-Oliver Buchholz


  
(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Foto: ©  Marion Gonnermann / pixelio.de




Samstag, 28. April 2018

Frühlingswind





Frühlingswind –
unser Nachbar sitzt nun allein
in der Sonne




(spring wind - / our neighbor is sitting in the sun / alone now)

Ramona Linke




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Allein mit der Natur

O zu stromzerrißnen Thälern
Führt mich, wo das Leben schweigt,
Und die Felswand blau und stählern
Unerklimmbar aufwärts steigt;
Wo der Strauch der wilden Rose,
Von der Bäche Schaum besprengt,
Zitternd in die bodenlose
Abgrundtiefe niederhängt!

Wenn in Klüften, tief geborsten,
Dort der Sturm das Echo weckt
Und aus ihren Felsenhorsten
Die verstörten Adler schreckt,
Grüßt mit tausendstimm'gen Chören
Mich im Wogenschlag der Seen,
In dem Rauschen durch die Föhren
Des Naturgeists ew'ges Wehn.

Mächtiger! In deinen Schauern
Fühl' ich mit gehobner Brust
Nicht der Erde kleines Trauern
Mehr, noch ihre kleinre Lust;
Fühle nur, wie deine Schwinge
Aufwärts meine Seele trägt
Und das große Herz der Dinge
Mächtig an das meine schlägt.

Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)
Aus der Sammlung Aus allen Zonen



Freitag, 27. April 2018

Frühlingserwachen





Frühlingserwachen
im Stadtpark ein Kind ruft
Pinocchio!




(spring awakening / In the city park, a child calls / Pinocchio!)

Katharina Schmidt



(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Foto: © Rike / pixelio.de




Donnerstag, 26. April 2018

so thin





so thin, this old cat.
the first cherry blossoms dropped
today




(so dünn, / die alte katze. heut fielen / die ersten kirschblueten)

Isabella Mori




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Bei Fallen der Blütenblätter

Zum Boden streut sich Blatt für Blatt
Vom Blütenschmuck am Baume.
Der Frühling ist schon blühenssatt.
Berauscht vom eignen Traume,
Legt er zu Füßen Lust und Kranz:
Nicht lange mehr, so schwand er ganz!

Karl Mayer (1786-1870)
Aus der Sammlung Wald und Frühling



Mittwoch, 25. April 2018

saure Mienen





saure Mienen
Mutter kocht schon wieder
Rhabarberkompott





(sour faces / mother is cooking again / rhubarb compote)

Brigitte ten Brink



 

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Foto: © H.D.Volz / pixelio.de




Dienstag, 24. April 2018

Buschwindröschen





Buschwindröschen
der Frühling ertrinkt
in der Wiese





(windflowers / spring drowns / in the meadow)

Petra Klingl



(Übersetzung: Silvia Kempen)
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BUSCHWINDRÖSCHEN

Du Mädchen - nein, Seele nur
in blassem Mädchengesicht;
Auf blick aus Hauch, und Spur
aus Sternenlicht:

Nähm ich dich, stürbest du. Aber wer,
wer wagte, dein Mörder zu sein?
Stehst du, so zart, nicht hehr
in der Opfer vordersten Reihn?

Du so zart,
Abklang aus Ahnung und Licht,
bist nach der Edlen Art
groß im Verzicht,

groß im Ertragen auch.
All der Sternflug, nachtvoll und schwer,
stürzt auf dich, Auf blick aus Hauch,
fessellos her -

Du aber, welk und beraubt
schon im Nahn einer Hand,
stehst, trägst dem Schicksal ein Haupt
klar zugewandt,

blühst unterm Himmelssturz,
schön, rein, still in des Daseins Haft.
Leidend mit all deiner Kraft.
Denn das Leben ist kurz...
 
Josef Weinheber (1892-1945)




Montag, 23. April 2018

Nacht





Nacht
Windräder morsen
Stille





(night / wind turbines send Morse-codes / silence)

Friedrich Winzer
 
 
 

(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Foto: © R. Jebing / pixelio.de




Sonntag, 22. April 2018

plum blossoms




plum blossoms
sorting
mother's recipes




(Pflaumenblüten / Mutters Rezepte / sortieren)

Silvia Kempen





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Blüten

Durch die Blütenzweige
Spielmann Frühling zieht,
hell von seiner Geige
springt ein Reigenlied.

Und ich hab' das Singen
dir ins Herz geküßt:
Drinnen mag es klingen,
wenn es Winter ist.

Bruno Ertler (1889-1927)
Aus der Sammlung Eva - Lilith




Samstag, 21. April 2018

kleine Felsenbucht





kleine Felsenbucht -
mit den Wellen schunkelt
Kiefern-Blütenstaub





(rocky cove - / swaying with the waves / pine pollen)

Gérard Krebs



 
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Foto: © Silvia Kempen




Freitag, 20. April 2018

Kirschblüte





Kirschblüte
aufs Neue glauben
was er verspricht





(cherry blossom / believing again / what he promises)

 Elèonore Nickolay



(Erstveröffentlichung: Haiku heute, Ausgabe April 2016)
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Kirschblüte bei der Nacht

Ich sahe mit betrachtendem Gemüte
Jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,
In kühler Nacht beim Mondenschein;
Ich glaubt', es könne nichts von größrer Weiße sein.
Es schien, ob wär ein Schnee gefallen.
Ein jeder, auch der kleinste Ast
Trug gleichsam eine rechte Last
Von zierlich-weißen runden Ballen.
Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,
Indem daselbst des Mondes sanftes Licht
Selbst durch die zarten Blätter bricht,
Sogar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.
Unmöglich, dacht ich, kann auf Erden
Was Weißers aufgefunden werden.

Indem ich nun bald hin, bald her
Im Schatten dieses Baumes gehe,
Sah ich von ungefähr
Durch alle Blumen in die Höhe
Und ward noch einen weißern Schein,
Der tausendmal so weiß, der tausendmal so klar,
Fast halb darob erstaunt, gewahr.

Der Blüte Schnee schien schwarz zu sein
Bei diesem weißen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht
Von einem hellen Stern ein weißes Licht,
Das mir recht in die Seele strahlte.

Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergetze,
Dacht ich, hat Er dennoch weit größre Schätze.
Die größte Schönheit dieser Erden
Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.

Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)