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Donnerstag, 31. Juli 2014

Sommerliebe






Sommerliebe
irgendwo im nirgendwo
ein Urknall




(summer love / somewhere in nowhere / a big bang)

Silvia Kempen



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Das Königreich von Nirgendwo
Liegt tief am Meeresgrund.
Dort wohnt der König Sowieso
Mit Niemand, seinem Hund.


James Krüss (1926-1997)




Mittwoch, 30. Juli 2014

Thunder






Thunder —
the peasant's gaze
lightened.





(Gewitter — / Der Blick des Feldarbeiters /hellt sich auf.)


Beate Conrad



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Foto: © Falk Blümel / pixelio.de





Dienstag, 29. Juli 2014

im wogenden Strandhafer







im wogenden Strandhafer
die letzte Fähre längst fort





(in the heaving beach grass / the last ferry left long ago)


Isabella Kramer




(Übersetzung: Silvia Kempen)

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Zu spät

Zu spät! wie winzig klein die beiden Worte,
Und doch wie inhaltsschwer und schreckenreich;
Sie sind des Leid's und herbsten Schmerzes Pforte
Und machen Augen trüb und Wangen bleich.

Wollt' man die kleinen Worte erst besingen
Es wäre Stoff für eine Ewigkeit,
Und nimmer wird's dem Sterblichen gelingen,
Sie zu umwandern in der Lebenszeit.

Das Unglück feiert oft Triumpheslieder,
Wo dieser Zwerg zum Ungetüm sich bläht,
Vernichtend strebt's nach Opfern — gleich der Hyder -
Und flüstert es auch noch so leis': „Zu spät!"

Zerstört ist oft das ganze Glück des Lebens,
Und Frieden ziehet selten wieder ein,
Ein einzigmal zu spät — es ist vergebens,
Wollt' man es nachzuhol'n im Wahne sein.

Wie träumte ich von Künstlerruhm und Ehre,
Doch bin ich d'ran verkümmert und verarmt,
Und fühl's, daß ich auf höh'rer Stufe wäre,
Hätt' Jemand des Talentes sich erbarmt.

Wohl mag es Mancher jetzt vielleicht erkennen-
Doch keine Ernte, wo nicht ist gesät,
Die Zeit läßt mächtig ihre Stimm' ertönen
Und spricht ihr lautes Donnerwort: „Zu spät!"

Peter Auzinger (1836-1914)



Montag, 28. Juli 2014

im meereswind






im meereswind 
der tanz von haar 
und gräsern





(in the sea wind / the dance of hair / and grasses)


Peter Wißmann



(Übersetzung: Silvia Kempen)


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Foto: © Silvia Kempen




Sonntag, 27. Juli 2014

Nachtwald





Nachtwald
ein Felsenmeer speit
Feuersalamander




(night Forest / a sea of rocks spits out / fire salamanders)

Eléonore Nickolay





(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Felsenmeer

Wikipedia schreibt dazu: "Als Felsenmeer werden zahlreiche umfangreiche Stein- oder Felslandschaften bezeichnet. Der Begriff „Felsenmeer“ wird im Volksmund parallel zu geowissenschaftlich spezifischen Bezeichnungen, also unabhängig von der jeweiligen Entstehungsweise und Ausprägung verwendet. Es kann sich bei den derart benannten Geotopen unter anderem um Blockhalden, Blockströme, eingestürzte Höhlensysteme oder einfach um größere Ansammlungen markanter Felsen handeln. In vergangenen Jahrhunderten wurden sie mancherorts als Steinbrüche genutzt. Heute stehen viele Felsenmeere unter Naturschutz und gelten zugleich als touristische Anziehungspunkte."

Felsenmeere sind geheimnisvolle Orte, die die Fantasie anregen. Hier kann man noch an Sagen und Märchen glauben. Nicht umsonst gibt es derer viele:


Felsenmeer Hemer: 
Im heutigen Gebiet um den Sundwiger Wald hatten sich in grauer Vorzeit Zwerge niedergelassen. Unter den Felsen suchten sie nach Gold, Silber, Edelsteinen und anderem Edelmetall. Der berühmte Zwergenkönig Alberich war Herr über all die Schätze. Nun hörten die benachbarten Riesen von all dem Reichtum und machten sich auf die Felsenburg der Zwerge zu plündern. Die Zwerge konnten sich in den hintersten unterirdischen Gängen vor den Riesen verstecken, während diese nur bis in die große Felsenhalle kamen. Plötzlich sprach Alberich einen Zauberspruch und die Decke der Felsenhalle stürzte auf die Riesen. Seit diesem Ereignis befindet sich an dieser Stelle das Felsenmeer. Einen Grabstein eines Riesen kann man heute noch sehen: Eine Felsplatte mit einem Bildnis des Riesen wurde im Paradies aufgestellt.


Felsenmeer (Lautertal):
Die Sage vom Felsenmeer in Lautertal handelt von zwei Riesen, die in der Gegend von Reichenbach wohnten, der eine auf dem Felsberg, der andere auf dem Hohenstein. Als sie Streit bekamen, bewarfen sie sich mit Felsbrocken. Der Hohensteiner war im Vorteil, er hatte mehr Wurfmaterial. So kam es, dass der Felsberger Riese bald unter den Blöcken begraben wurde; angeblich hört man ihn noch gelegentlich darunter brüllen. Und die Felswand des Hohenstein soll die letzte Hausmauer des anderen Riesen sein. So wurde im Volksmund die Entstehung des Felsenmeeres erklärt.


Felsenmeer im Wental - Die Sage vom Wentalweible
Vor Zeiten lebte in Steinheim eine Krämerin. Sie war geizig und hartherzig. Auch in Zeiten der Not und Teuerung betrog sie ihre Kunden beim Maß und Gewicht.
Eines Tages geriet sie auf dem Heimweg durchs Wental in ein fürchterliches Gewitter. Ein gewaltiger Blitzstrahl fuhr mit einem Donnerschlag vom Himmel und verwandelte sie zu Stein.
So steht sie nun seit langem in dieser Felsenschlucht. Nur in den Herbststürmen der Andreasnacht, vom 30. November auf den 1. Dezember, soll sie alljährlich unterwegs sein und wild heulend ihr Schicksal bejammern.

Drei Vierleng send koi Pfond,
drei Schoppen ischt koi Mauß.
Ei, ei, ei und au, au, au,
o hätt i no dees Deng net dau,
no müaßt i net em Wental gau.


Samstag, 26. Juli 2014

Strandgut





Strandgut -
am Morgen das Salz
auf unserer Haut





(Flotsam and jetsam - / in the morning the salt / on our skin)


Franz Kratochwil



(Übersetzung: Silvia Kempen)
*(Erstveröffentlichung: Klaviersonate, Mohland Verlag,2010)


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Foto: © Silvia Kempen




Freitag, 25. Juli 2014

in meinen Träumen






in meinen Träumen
ganz auf der Höhe der Zeit
ich scrolle Blumen




(in my dreams / right up-to-date / I'm scrolling flowers)

Klaus-Dieter Wirth




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Blumentraum

Die Schmetterling und Bien‘ umschwebt,
Der Tau beglänzt, der Regen füllt,
Das Taglicht färbt, die Nacht verhüllt,
Wie süßen Traum ihr Blumen lebt!

Karl Mayer (1786-1870)



 

Donnerstag, 24. Juli 2014

Vesper bells








(Vesperläuten -- / sie füllt Rosenwasser / in die Duftlampe)

Ramona Linke 



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Vesperläuten

Nächtlich Ferngeläute schallt
Mir herein zum finstern Wald,
Dass das schwarze Reich der Bäume
Unwillkommner Schauer Räume!

Karl Mayer (1786-1870)




Mittwoch, 23. Juli 2014

Ampelstopp





Ampelstopp ...
ein küssendes Pärchen
im Bremslicht


 

(Traffic light stop ... / a kissing couple / in the glow of the brake light)

Friedrich Winzer




(Übersetzung: Silvia Kempen)

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Im Lampenschein 

Das ist ein lieb Beisammensein,
Wenn über uns die Wanduhr tickt
Und dir der Arbeitslampe Schein
So voll ins frohe Antlitz blickt!

Ich rühr' dich manchmal heimlich an,
Nur, daß ich weiß: ich h a b e dich -
Dann lächelst du, geliebter Mann,
Und nickst mir zu und küssest mich!

Anna Ritter (1865-1921)




Dienstag, 22. Juli 2014

Streunender Hund





Streunender Hund
Die Straßen leergespült
        von der Sonnenflut
*  
 


    
 
(Stray dog / The streets rinsed empty / by the solar tide)


Brigitte ten Brink




*(Kukai Sommer 2013 Ralf Bröker, Platz 7)
(Übersetzung: Silvia Kempen)

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Foto: © Wilhelmine Wulff / pixelio.de




Montag, 21. Juli 2014

Tschaikowskys Sechste







Tschaikowskys Sechste -
in die letzten Töne
stürzt der Applaus




(Tchaikovsky's Sixth - / the applause plunges / in the last sounds)



Winfried Benkel 






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Memento (Bedenkt)

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang.
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich den Tod entlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr,
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt den eigenen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der andern muss man leben.

Mascha Kaleko (1907-1975)






Sonntag, 20. Juli 2014

vor dem Gewitter





vor dem Gewitter
atemlos
die Welt





(before thunderstorm/ breathless/ the world)

Hans-Jürgen Göhrung




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Vor dem Gewitter

Schwül drückte die Luft und der Tag versank,
Und die Lande lagen in Träumen,
Wie pochende Reue flüsterte bang
Der Thauwind in den Bäumen.

Kein Licht am Himmel, der Vollmond schlief
In dunklen Wolkengezelten,
Ein Vogel schwirrte, und geisterhaft rief
Sein Schrei durch die ängstlichen Welten.

Sonst hörtest du nichts; nur hier und da
Schwergehend ein Atemholen -
Wie Frauenhaarduft, betäubend und nah -
Von Rosen und Nachtviolen.

Zwei Fledermäuse flatterten grau,
Und hinter den thauwindgescheuchten,
Fliehenden Wolken, schweflig und blau,
Glühte ein Wetterleuchten.

Carl Busse (1872-1918)