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Mittwoch, 20. Dezember 2017

Am Weihnachtsmarkt





Am Weihnachtsmarkt
der Obdachlose mustert
den Stand mit den Krippen






(At Christmas fair / the homeless guy eyes up / the stand with the manger)

Marita Bagdahn





(Übersetzung: Horst Ludwig)
(Erstveröffentlichung: Entropie der Worte, Haiku-Jahrbuch 2013)
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Weihnachtsmarkt

Welch lustiger Wald um das hohe Schloss
hat sich zusammen gefunden,
ein grünes, bewegliches Nadelgehölz,
von seiner Wurzel gebunden!

Anstatt der warmen Sonne scheint
das Rauschgold durch die Wipfel;
hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst,
das Räuchlein zieht um die Gipfel.

Es ist ein fröhlich Leben im Wald,
das Volk erfüllet die Räume;
die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,
die fällen am frohsten die Bäume.

Der eine kauft ein bescheidnes Gewächs
Zu überreichen Geschenken,
der andre einen gewaltigen Strauch,
drei Nüsse daran zu henken.

Dort feilscht um ein winziges Kieferlein
ein Weib mit scharfen Waffen,
der dünne Silberling soll zugleich
den Baum und die Früchte verschaffen.

Mit rosiger Nase schleppt der Lakai
die schwere Tanne von hinnen;
das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,
zu ersteigen die grünen Zinnen.

Und kommt die Nacht, so singt der Wald
und wiegt sich im Gaslichtscheine;
bang führt die ärmste Mutter ihr Kind
vorüber dem Zauberscheine.

Gottfried Keller (1819-1890)




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