Sommernachtstraum
bis zum ersten
Mückenstich
(Midsummer Night's Dream / until the first / mosquito bite)
Eléonore Nickolay
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Sommernachtstraum
Die Nacht ist lau und reich an Tau;
Wie Falter streifen Lüfte
Mit leichtem Hauch an Baum und Strauch
Und atmen Blumendüfte.
Der Mond neigt dicht sein gelb’ Gesicht
Neidfunkelnd auf die Berge,
Aus deren Schacht jetzt golden lacht
Der reiche Schatz der Zwerge.
Vom Wald zum Klee tritt scheu das Reh,
Geflügel schnarrt im Weiher;
Auf Wiesen schwebt, senkt sich und hebt
Im Tanz der Elfen Schleier.
Es nickt im Traum der Apfelbaum
Und schüttelt an mein Fenster
Die Zweige schwer, als zögen her
Schreckhafte Nachtgespenster.
Mein Kämmerlein wird mir zu klein,
Der Seele wachsen Flügel,
Es singt und klingt und leicht beschwingt
Schweb ich ob Tal und Hügel.
Wie Heimwehklang tönt weich und bang
Ein Posthorn fern im Tale;
Mich lockt der Ton, als riefe schon
Erlkönig im Mondenstrahle.
Wo der Wildbach schäumt, wo das Waldweib träumt,
Und goldene Märchen schweben,
Ragt aus flüsterndem Rohr ein Schloss empor
Von schattigen Linden umgeben.
In ein Fensterlein grüß ich dort hinein,
Dran blühende Myrten lauschen,
Um den Gruß, als Dank für den Morgentrank,
Der Gärtnerin auszutauschen.
Theobald Nöthig (1841-1925)
Aus der Sammlung Den Frauen
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