Sommervögel
die laue Luft riecht jetzt
schon nach Aufbruch
(summerbirds / the balmy air already smells now / like departur)
Birgit Schaldach-Helmlechner
Wallfahrt
Einmal nahm, an schönem Morgen,
Uns die gute Mutter mit
Auf die Wallfahrt, weil von Sorgen
Wohl ihr Mutterherz dort litt.
O, sie mocht' es uns nicht sagen,
Was sie drückte zentnerschwer.
Und wir hörten nie sie klagen,
Daß die Welt voll Elend wär'.
Und so traten denn wir Buben
Hochvergnügt die Wallfahrt an,
Sprangen lustig aus den Stuben:
Denn uns hat nichts wehgetan.
Und für mich war's doppelt Freude,
Weil ich dort aus Dorf und Tal
Auszog in die Welt, die weite,
Ach, das aller erste mal.
Vor dem Dorf denn freudetrunken
Schwelgt' ich erst im Sonnenglanz,
Dann noch halb ins Schau'n versunken
Griff ich nach dem Rosenkranz.
Doch das Beten mit den andern
Wollte heute gar nicht geh'n,
Mitten drin im Weiterwandern
Mußt ich mir die Welt beseh'n.
Schweigsam ging ich und gelassen
Hinter allen andern drein:
Konnt' es nicht zusammenpassen,
Rosenkranz und Sonnenschein.
Drum als wir zur Kirche kamen,
Drin' die Mutter Gottes wacht',
Hatt' ich halt in Gottes Namen
Noch nicht viel zu Weg gebracht.
Fühlend vor dem Gnadenbilde,
Daß mein Zünglein neu sich lös',
Sah ich auf und bat die Milde:
"Mutter Gottes, sei nicht bös!" —
Auf dem Heimweg war ich braver,
Pflückt' der Mutter einen Strauß.
Sommervögel, Maienkäfer
Bracht' ich freilich auch nach Haus.
Müd' der Wallfahrt und des Weges
Zogen wir zur Heimat ein.
Bei dem Dorfbach, trotz des Steges,
Patscht' ich durch das Wässerlein.
Kaum zu Hause angekommen.
Unser Kleeblatt schon sich stritt.
Hab' den Schiedsspruch noch vernommen:
"Bürschlein, ihr dürft nicht mehr mit!"
Heinrich Gassert (1857-1928)
Aus der Sammlung Heimatstrauß
Aus der Sammlung Heimatstrauß
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