Sterne -
der Wunsch zu wissen
der Wunsch zu wissen
was da ist
(stars - / the desire to know / what there is)
Silvia Kempen
(Erstveröffentlichung: Haikuscope, 50te Woche 2013)
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Die Sterne
Die Sterne leben heute Nacht,
Als sind sie eben zur Welt gebracht;
Als bieten sich alle dem Leben an,
Wie Kind und Weib und ein jeder Mann.
Sie stehen in silbernen Gehäusen,
Sie wehen wie Blumen in blitzenden Sträußen,
Sie sehen durch kahle Winterhecken,
Als glänzten Goldeier aus Erdverstecken.
Sind wie die Eidechsen mit flinken Schwänzen;
Durchflechten die Bäume gleich gläsernen Kränzen;
Als kämen Reiter, die unsichtbar blieben,
Und nur die Funken der Hufe stieben.
Sie sind die Fußstapfen der Ewigkeit,
Die Millionen Augen am Kopf der Zeit.
Sie leuchteten einst schon deinem Ahn`
Und wachsen mit deinen Kindern heran.
Wohin wollen alle die Sterne nachts wallen,
Und wo ist der Schoß, in den sie fallen?
Wir gingen hinter den Sternen her,
Und nirgends waren Wege von Sternen leer,
Als wollten sie dir ans Haar anstreifen,
Als müßte dein Rocksaum durch Sterne schleifen.
Sie hingen magnetisch um Dach und Wand,
Über Hügel und Tal sich Sternenstaub fand.
Sie bedrängten, wie nur verliebte Gesellen,
Den Leib der Erde an allen Stellen.
Sie banden sich fest an unsern Schritt
Und gingen in hellen Gesellschaften mit.
Sie lassen uns nirgends heut nacht allein,
Sie spüren, wie Menschen, durch Türen herein.
Sie wollen, daß wir die Augen schließen
Und uns nur fühlen und nichts mehr wissen,
Damit sie ihre knisternden Wege gehen,
Sie, die wie wir voll Flammen stehen.
Max Dauthendey (1867-1918)
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