Abschied ...
wie kalt plötzlich
die Sonne scheint
wie kalt plötzlich
die Sonne scheint
(farewell ... / how cold suddenly / the sun is shining)
Heike Gericke
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Abschied
Erlöschen werden bald die heil'gen Sterne,
Die meinem Dasein kurzen Glanz verlieh'n,
Dann muß ich wieder in die öde Ferne
Des Lebens mit gebrochnem Herzen zieh'n.
Dann steh' ich einsam auf des Glückes Trümmer,
Das wie ein Tempel jetzt zum Himmel steigt,
Und schön geschmückt, als wie mit Festtagsschimmer,
Die Sel'gen selbst zu mir hernieder neigt.
Dann ist des Herzens ewig reges Sehnen
Das Einz'ge, was mich noch am Staube hält;
Dann ruf' ich deinen Namen unter Thränen
Hinaus in meine leergewordne Welt.
Doch spricht man viel von Freud' und Wonn' hienieden,
Und Jugend sei des Glückes auch Gewähr. -
Zu deinen Füßen nur war mir die Welt beschieden,
Getrennt von dir ist Tod, ist Alles leer.
Sie war doch mein, die Welt! und alle Schmerzen
Und Klag' und Trauer wiegen es nicht auf,
Daß eine Liebe lebt in diesem Herzen,
Die weder wankt noch wechselt in dem Lauf.
Daß ein Gefühl in meiner Seele lebet,
Von Tausenden umsonst, umsonst erfleht,
Das jeglichen Gedanken treu umschwebet,
Und einst mit mir zur stillen Heimat geht.
O, daß ich diese Liebe hier gefunden,
Es überwindet doch der Trennung Graus,
Und söhnet mich in meinen schwersten Stunden
Noch schön mit dem verarmten Dasein aus.
Ida Gräfin von Hahn-Hahn (1805-1880)
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