ein altes kreuz
und wilde narzissen ──
armenfriedhof *
und wilde narzissen ──
armenfriedhof *
(an old cross / and wild daffodils -- / paupers’ field) **
Helga Stania
*(Erstveröffentlichung: Haiku heute, Ausgabe Juni 2016)
**(Erstveröffentlichung:Asahi, 15. April 2016)
**(Erstveröffentlichung:Asahi, 15. April 2016)
***************************************************************
Armenfriedhof.
Ein stiller Friedhof hinter Schwarzdornhecken –
das moosbedeckte Heiligenbild von Stein
seitlich am Weg und die verfallnen Gräber
sanft überstrahlt vom Abendsonnenschein.
Wo Gras und Unkraut üppig überwuchern
ein altes Grab, verwittert und verweht,
hebt sich ein Kreuz empor, auf dessen Fläche
ein wunderlicher Spruch geschrieben steht:
„Hier ruht in Frieden meine arme Seele –
getreulich gab die Not mir das Geleit
bis an mein Grab – dann schlich sie weinend weiter
und überließ mich der Vergessenheit.
Mich schmerzt nun nichts mehr – nicht, dass auf der Erde
von allen Menschen keiner mich vermisst;
und könnt ich klagen, wär es um das eine,
dass ich nicht weiß, wie süß mein Schlummer ist.“
Du stilles Herz – o wie ich dich beneide
um diesen Schlaf, den nur der Tod verleiht!
Unsichtbar schwebt um den vergessnen Hügel
der lichte Engel der Barmherzigkeit . . .
Leon Vandersee (Pseudonym von Helene Tiedemann, ?-1907)
Aus der Sammlung Requiem
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen