Donnerstag, 24. August 2017

sehnen





sehnen
die tanzenden mücken
im spannen des bogens




(yearn / the dancing midges / in tensioning the arc)

Sonja Raab




(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Mückentanz

Halb verwelkt ist alles Laub
Dieser glüh'nden Waldesräume,
Aus dem Grase fliegt der Staub,
Traurig recken sich die Bäume,
Ob der Horizont noch nicht
Mit der Wolke sich besäume.
Doch der Horizont ist licht.

Ruh' und Ordnung überall,
Kein gewitterhaftes Zücken,
Und auf dem Gesellschaftsbau
Tanzen hochvergnügt die Mücken:
Mag die übrige Natur
Dieser Lüftebrand erdrücken,
Mücke fühlt für Mücke nur.

„Freundchen, morgen werden wir
Wieder uns, wie heut, begegnen,
Wöge dieses Tanzplaisir
Nur kein Unstern uns verregnen!
Solches Wetter wechsle nie!
Laßt uns das Stabile segnen,
Nieder mit der Anarchie!"

So die Mücken. Aber fest
Nach den ewigen Gesetzen
Wirkt der Himmel, und er läßt
Durch das Mückentanzergötzen
Sich nicht bannen jenen Tag,
Wo, der Erde Durst zu letzen,
Fallen wird der Donnerschlag.

Sigmund Schott (1818-1895)
 
 
 
 

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