Samstag, 10. September 2016

Erste Astern




Erste Astern
in meinem Zimmer
lange Schatten



(First asters / in my room / long shadows)

Elke Bonacker



(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Astern

Des Sommers Hitze ist verschwunden,
Und rötlich färbet sich der Wald;
Schon mindern sich des Tages Stunden,
Die Nächte werden feucht und kalt.

Von trüben Nebeln wird umhüllet
Die Lust der bunten Blumenau,
Und wie aus Schmerz die Träne quillet,
Entstehn aus Nebel Tropfen Tau.

Der weiße Reif erglänzt am Morgen,
Wenn durch den Flor die Sonne bricht;
So fliehn den Silbergreis die Sorgen,
Wenn ihn erhellt der Wahrheit Licht.

Und auf den herbstlich kalten Fluren,
Wo andre Blumen längst verblüht,
Entdeckt das Auge reiche Spuren,
Dass auch im Herbst noch Leben glüht.

Die Astern sind der Fluren Sterne,
Und ihre bunte Farbenpracht
Erblickt das Auge doppelt gerne
Am Abend vor des Jahres Nacht.

Wenn längst die Sommerblumen starben,
Das Jahr enteilt mit schnellem Fuß,
Dann strahlen sie in allen Farben
Und künden uns den Abschiedsgruß.

Ihr Name sagt, sie sind das Zeichen,
Das für die Himmelskörper gilt;
Will Großem Kleines man vergleichen,
Sind sie der Sterne Erdenbild.

Es quillst aus dem Blumenherzen
Der Blätter Fülle ohne Zahl,
Wie endlos aus den Himmelskerzen
Entströmt des Lichtes Silberstrahl;

Und was aus weiter Himmelsfeme
Die Strahlen auf dem blauen Grund,
Das machen aus dem goldnen Kerne
Der Astern Blätter strahlend kund.

Die Sterne mahnen an des Lebens,
Die Astern an des Jahres Schluss,
Verkünden, dass ein Ziel des Strebens,
Ein Lenz dem Tode folgen muss.

Eduard Prosch
Aus der Sammlung Vier Blumen aus den vier Jahreszeiten





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