Samstag, 17. Oktober 2015

rilkezeit






rilkezeit
vor dem dachfenster schießt
letzte sonne in wein




(rilke time / in front of the roof-light bolts / last sun in the vine)

Peter Wißmann



(Übersetzung: Silvia Kempen)
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Das XXIX. Sonett

Stiller Freund der vielen Fernen, fühle,
wie dein Atem noch den Raum vermehrt.
Im Gebälk der finstern Glockenstühle
lass dich läuten. Das, was an dir zehrt,

wird ein Starkes über dieser Nahrung.
Geh in der Verwandlung aus und ein.
Was ist deine leidendste Erfahrung?
Ist dir Trinken bitter, werde Wein.

Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.

Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.

Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Aus der Sammlung Zweiter Teil



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