Sonntag, 1. März 2015

Bankenfassaden





Bankenfassaden –
in sagenhaften Farben
züngelt Abendrot.





Bankfronts – / in marvellous colors / flickers dusk sun.

Beate Conrad




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Kurzbesprechung zum obigen Text von Horst Ludwig:

Ein gelungener Kommentar zum politischen Leben in klassischer Senryûform.  All diese positiv klingenden Wörter entsprechen dem vertrauten Bild vom Abendrot - Gutwetterbot' - naja, bis auf das "züngelt", weswegen man sich dann aber doch das Ganze nochmals in den Einzelheiten durch den Kopf gehen läßt.
Ja, und da bekommen wir den Blick frei auf die Fassaden, die verdecken, was dahinter ist; darauf, daß, was sagenhaft ist, nicht nur alter Sage, sondern auch gegenwärtiger gängiger Sage verhaftet ist und sich eben nicht aus klarer, fachwissenschaftlicher Einsicht ergibt; die schillernden Farben sind zwar ein erregendes Schauspiel, verschleiern aber auch den Blick auf feste Mauern, die wir ja gerade bei Banken sehen wollen; wir spüren am Abend, daß der lichte Tag sich nicht nur neigt, sondern an seinem Ende ist; und Rot ist ja auch nicht gerade die vertrauenerweckenste Farbe in unserm gesellschaftlichen Leben, nicht mal in der Mode, aber vor allem dann nicht, wenn man seine Sicherheit für den Rest seiner Zeit doch in Banken mit mächtigen Mauern sichergeglaubt verwahrt hat.  Da züngelt dann einem halt doch was zu, in klaren sprachlichen Ansagen und unklaren, und man spürt schon, man schläft danach nicht bloß als politisch Schwarzer oder Goldener, sondern auch als armer B. B. nur beunruhigt oder gar nicht richtig ein.
Eine reife Leistung, dies Senryû.  Diese japanische Gedichtform ist in der deutschen Literatur angekommen.




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