Montag, 2. Februar 2015

Kein heller' Morgen





Kein heller' Morgen
als mir damals noch daheim -
Mariä Lichtmeß





(No brighter morning / than for me when still at home - / Mary's Candlemas)

Horst Ludwig



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Horst Ludwig schrieb mir zu obigem Text: 

"Es ist in diesen Tagen sieben Jahrzehnte her, daß im ostdeutschen Sprachraum eine Jahrhunderte alte Kultur für immer zu Ende ging. Nur noch wenige Zeitzeugen leben, denen sie noch persönlich geistige Heimat war. Damals wurde durch Stalin und Stalinismus eine Lebensart vernichtet, die sich nie wieder beleben ließe. Etwas ganz Großes kam da zu Ende und hatte keinen größeren Ersatz, sondern nur Ersatz als Ersatz. Manchmal wird in der Geschichte etwas Wertvolles durch etwas Neues ersetzt, welches aber dann tatsächlich zu etwas führt, was dem Menschen besser dient: Die Einführung des Christentums in den germanischen Sprachraum, die Reformation mit ihrer Betonung des sprachlichen Sinnes (des "Wortes", das wir sollen lassen stân) gegenüber der gängigen fast rein liturgischen Religion, auch der aufgeklärte Absolutismus Friedrichs des Großen, in Japan die Einführung der Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg.
"Kein schöner' Morgen" ist hier übrigens durchaus richtiges Deutsch für "Kein schönerer Morgen". Einmal ist die Struktur parallel zu "Kein schöner Land [in dieser Zeit]", welches ja für "Kein schöneres Land" steht, und zum andern haben wir für sowas den sprachwissenschaftlichen Ausdruck "Haplologie", welcher das mehrfach beobachtete Fehlen einer eigentlich zu wiederholenden Silbe bezeichnet. So haben wir nach dem "Lehrer" auch die "Lehrerin", aber nach dem "Zauberer" keine *Zaubererin, sondern nur die normale "Zauberin", und das altenglische "Anglaland" (Land der Angeln [Gen. pl.]) ist das moderne "England". Alles gut haplologisch, - oder "haplogisch", wie's manchmal gewitzte Sprachwissenschaftler der Öffentlichkeit mit leiser Ironie auch vorbringen."



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