Bogenschützen
die alte Brücke
quert das Licht
(bowmen / the ancient arch / crossing the light)
Gabriele Hartmann
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Die Mondesbrücke
Schweigend ruht des Rheines Spiegel,
Golden schwebt der Mond darüber,
Senket aus den blauen Höhen
Eine Strahlenbrücke nieder.
Und sie taucht die lichten Pfeiler
In die tiefe, dunkle Welle,
Daß vor Wonne leise bebet
Glanzumwoben ihre Schwelle.
Dampfumhüllet, schwarz und nächtig,
Kommt das Schiff einhergeflogen,
Schneidet brausend mitten innen
Durch der Brücke goldnen Bogen.
Die so stille und so prächtig
Festgezimmert hat gestanden,
Ist zertrümmert, ist zerborsten
In unzählige Demanten.
Zuckend fliegen sie wie Blitze
Ueber die bewegten Fluthen,
Wo der heit're Bau sich wölbte,
Wogt ein wildes Meer von Gluthen.
Ach! so zieht durch eine Seele
Oft das Schicksal schwarz und mächtig,
Das in's Leben schlug die Brücke
Auch so golden, froh und prächtig!
Aber sieh – das Schiff enteilet,
Ruhe deckt die Wasser wieder,
Und auf's Neue hell und golden
Senket sich die Brücke nieder.
Wie versöhnet, ihre Strahlen
Wieder in einander rinnen,
Ahnet Niemand, daß sie eben
War zerschnitten mitten innen.
Armes Herz! dem so gewaltsam
Ward der goldne Bau zersplittert,
Daß es mild erbebend schläget,
Von dem tiefsten Weh durchzittert;
Reicher, goldner als die Brücke
Strahlest du nach deinen Wunden,
Hast versöhnt und ganz dich wieder
In dir selbst zurecht gefunden!
Aus der Sammlung Spätere Tage